Der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel ergänzte, dass dieser Planfeststellungsbeschluss 500 Nebenbestimmungen umfasse, die ebenfalls aktuell bewertet werden müssen. Niedersachsen erwarte vom Bund, dass vor einer Inbetriebnahme eines Atommülllagers sorgfältig geprüft werde, ob hier nach dem Stand von Wissenschaft und Technik verfahren werde. Außerdem verwies er darauf, dass eine mögliche Erweiterung nur mit einem neuen Planfeststellungsverfahren umsetzbar sei.
Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, betonte, dass Schacht Konrad für 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiven Müll genehmigt sei und eine Zurücknahme dieser Entscheidung nicht vertretbar sei. Der Atomausstieg sei nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossen worden. Für die Hinterlassenschaften müsse eine Lösung gefunden worden.
Oberbürgermeister Frank Klingebiel erinnerte daran, dass nach Fukushima die gesamte Atompolitik auf den Prüfstand kam, nur Schacht Konrad wurde nicht hinterfragt. Das verstehe er ebensowenig wie die fehlende Transparenz. „Wir waren schockiert und wütend, als wir von einer Erweiterung erfahren haben. Wir hätten uns eine Einbindung gewünscht.“
Für Wolfgang Räschke bedeutet der Atomausstieg, „dass wir die Leiche verbuddeln sollen“. Er fordere, dass der Atommüll dort gelagert werde, wo er sicher sei.
Ulrich Löhr verwies darauf, dass die Region schlechte Erfahrungen mit der Asse und Morsleben gemacht habe und dass darunter auch das Vertrauen gelitten hätte, was den Glauben an Zusagen und Versprechungen betreffe.
Nach Ansicht des Staatssekretärs gehe die Bundesregierung mit der ergebnisoffenen Suche für ein Endlager für hochradioaktive Stoffe neue Wege. Der Nationalen Entsorgungskommission werde alles zur Verfügung gestellt, um eine Lösung für den Atommüll zu finden Es gebe keine Vorfestlegung auf Schacht Konrad für die Erweiterung, aber ausschließen könne er sie auch nicht, machte er die Position unter Buhrufen aus dem Publikum deutlich.
Ursula Schönberger zeigte sich davon ebensowenig überzeugt. „Wenn Konrad in Betrieb geht, werden wir den anderen Dreck auch bekommen“, ist sie überzeugt. Sie forderte alle auf, sich zu wehren und gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Sobald das nationale Entsorgungsprogramm in diesem Jahr vorliege, solle die Region eine Einwendungskampagne initiieren. Dieses Programm stellt die Strategie für die Entsorgung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle dar. Diese Nationale Entsorgungskommission soll unter anderem die Kriterien für die Suche und Auswahl von Endlagerstandorten entwickeln. Die Erkundung des bislang erkundeten Salzstocks Gorleben wurde im Dezember 2012 eingestellt; der Standort wird im Standortauswahlverfahren einbezogen.
Oberbürgermeister Frank Klingebiel forderte, dass die Konzeption von Schacht Konrad auf den Prüfstand gestellt werde. Dazu gehöre für ihn der politische Weg, der die ergebnisoffene Suche nach einem Endlager umfasse. Darüber hinaus müsse es für eine mögliche Erweiterung ein neues Planfeststellungsverfahren geben. „Schacht Konrad ist ein Thema der Region und nicht allein von Salzgitter“, sagte Klingebiel mit Dank an die Bürgermeister, Samtgemeindebürgermeister, Vertreter von Kirche, Hochschule und Politik, die mit ihrer Teilnahme an dem Leserforum gezeigt haben, dass sie an der Seite Salzgitters stehen.