Die geographische Nähe zu diesen beiden Städten hat die Geschichte des Ortes geprägt: Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden Thiede und das benachbarte Stift Steterburg immer wieder von Truppen ausgeplündert, Häuser wurden in Brand gesteckt, Felder verwüstet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte die Industrialisierung Thiede innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegend: eine Zuckerfabrik wurde gebaut, mehrere Konservenfabriken entstanden, eine Ziegelei wurde errichtet, der Abbau von Kali durch die spätere Aktiengesellschaft Thiederhall begann. Die steigende Zahl der Arbeitsplätze in Thiede führte zu einem Anstieg der Einwohnerzahlen. Für die neu hinzuziehenden Arbeiter und ihre Familien wurden mehrere Dutzend Wohnhäuser errichtet, die zum Beispiel noch heute das Bild an der Frankfurter Straße Richtung Braunschweig prägen.
Der Wandel vom Bauern- zum Industriearbeiterdorf hatte sich in Thiede schon vor 1900 vollzogen. Der Erste Weltkrieg (1914-1918) bedeutete jedoch eine Zäsur in der wirtschaftlichen Entwicklung Thiedes. Vom Kali- und Gipsabbau erzählen heute nur noch die Straßennamen Kalischachtweg, Thiederhall und am Gipsbruch.
Widukind von Corvey beschreibt in seiner Sachsengeschichte, wie die Burgmannen der Burg Stederburg 938 einen Angriff der Ungarn abwehrten. Um 1000 wurde auf dem Burggelände das Stift Steterburg errichtet, das fast ein Jahrtausend das Leben in Steterburg prägte.
Dies änderte sich mit der Gründung der Reichswerke am 15. Juli 1937. Im Februar 1938 wurde in Steterburg mit dem Bau von standardisierten Haustypen im Stile einer (Gartenstadt-)Siedlung für die zukünftige Belegschaft des Hüttenwerks begonnen. Im Dezember 1938 zogen die ersten Familien in die Wohnungen ein.
Seit dem 1. April 1939 gehört die einst selbständige Gemeinde Steterburg zu Thiede.
Die verkehrstechnisch günstige Lage Thiedes, das Anschluss an gleich zwei Autobahnen hat, die seit den 1950er Jahren regelmäßig ausgewiesenen Neubaugebiete sowie zahlreiche Vereine, mehrere Kindergärten, Grundschulen und weiterführende Schulen machen den Stadtteil als Wohnort besonders attraktiv. Heute ist Thiede mit knapp 11.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der drittgrößte Stadtteil Salzgitters.
Am Bahnhof entsteht ein neues Wohngebiet nach einem innovativen Bebauungsplan, der eng mit dem städtischen Klimaschutzkonzept verbunden ist.